Krisenhilfe im Hochwassergebiet / Herner Helfer schildern dramatische Situation vor Ort
Den 14.07.2021, also den Tag der Hochwasserkatastrophe in der Eifel, wird Lothar Dolle aus Herne so schnell nicht vergessen. Der langjährige und ehrenamtliche DRK Mitarbeiter war an dem Tag zu Gast in einem Hotel in Ahrenshoop/Fischland.
„Der Hotelier kam zu mir und sagte, dass Geldspenden gebraucht würden, persönliche Sachspenden aber auch willkommen seien“, so Lothar Dolle. „Darauf habe ich mich bereit erklärt dafür zu sorgen, dass die von mir gekauften Spezialitäten des Hotels, wie z.B. Kekse, Honig, Gelees, Gebäck direkt bei den Hilfsbedürftigen ankommen. Da der Schulanfang gut 4 Wochen nach der Flutkatastrophe begann, lag es nahe die kleinen Kinder zu beschenken.“ In Zusammenarbeit mit der Stadt Euskirchen und dem DRK Herne/Wanne-Eickel wurde diese Hilfe bis zur Übergabe an die ca. 100 kleinen Kinder der Schule begleitet. Lothar Dolle steht noch heute im Austausch mit den Betroffenen vor Ort und hat auch einige Bilder erhalten. Das DRK in Herne steht ebenfalls in Kontakt mit Betroffenen und wird aus den Spendenmitteln der Impfaktion „Crange Hilft“ und aus weiteren Spendenzuflüssen 8.000 Euro an die von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Einrichtungen. weiterleiten.
Der sichtlich bewegte Lothar Dolle fasst die Ereignisse wie folgt zusammen: „Euskirchen, der Ort wurde am 14.07.21 von dem Hochwasser der Erft erfasst. In der tieferliegenden Innenstadt stand das Wasser bis zu 2,0 m hoch, vier Menschen hat die Flut in den Tod gerissen. An den Bildern die ich unter Tränen gemacht habe (ich bin nicht sensationslüstern) ist nach vier Wochen immer noch das Ausmaß ersichtlich. Die gesamte Innenstadt hat heute noch keine Stromversorgung, so surren Notstromaggregate Tag und Nacht. Drei Kitas wurden am Stadtring Euskirchen zusammengefasst, denn eine Kita ist zuvor abgebrannt, Container wurden errichtet und dann kam die Flut und hat wieder alles zerstört. Die Grundschule in Flamersheim wurde im Kellergeschoss geflutet - genau um 09:36 Uhr, Renovierungsarbeiten haben begonnen.“
Ähnliche Erfahrungen machten auch DRK Mitarbeiterin Lisa Ballhausen und ihr Mann als sie im Zeitraum vom 28.07.-01.08. im Ahrtal ehrenamtliche Hilfe leisteten. Dabei halfen sie unter anderem Schulen und Wohngebäude in der Umgebung von Mayschoss und Marienthal vom Schlamm zu befreien. „Die Nöte und Sorgen aber auch die Dankbarkeit der Menschen vor Ort haben uns sehr geprägt“, so Lisa Ballhausen nach ihrer Rückkehr.
Das Hotel mit den Spenden möchte namentlich nicht genannt werden, ordnet die Geschehnisse aber ebenfalls ein: “Schon das Ansehen der Bilder aus den Flutgebieten rüttelt sehr an der Seele. Es ist kaum zu glauben, geschweige dann, nachzuvollziehen, was die Menschen durchmachen und aushalten müssen. Und die Kinder, die sich vielleicht seit längerem auf den Tag der Einschulung gefreut haben und jetzt unter diesen Bedingungen ihren 1. Schultag erleben. Die Bilder zwingen uns zum Nachdenken. Wir sollten doch empfänglicher für die Vorzeichen der Natur oder besser gesagt, für die Signale unserer Umwelt sein. Vielleicht schaffen wir es ja, die wenigen Unbelehrbaren auch davon zu überzeugen, dass nicht alles auf der Welt selbstverständlich ist. Wir sind froh, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich für Hilfsbedürftige so einsetzen.“
Fotos: Lothar Dolle (DRK)